Gegen Risiken und Nebenwirkungen
Hamburg, Juli 2016 ● Patientensicherheit erfordert effizientes Risikomanagement. Dieser Tage kommen jedoch eher negative Schlagzeilen aus dem Gesundheitssektor und verunsichern die Bevölkerung. Ein neues Evaluationsverfahren macht potenzielle Gefahren nun statistisch mess- und vergleichbar. Die Facharztklinik Hamburg hat sich dem Test durch einen externen Gutachter als erstes Krankenhaus der Hansestadt gestellt.
2015 wies die Behandlungsfehlerstatistik der Bundesärztekammer 12.488 Vorwürfe von Patienten auf. Lief etwas besonders schief, fand es den Weg in die Presse. Zurück bleibt ein Gefühl der Unsicherheit bei Patienten und deren Angehörigen. Um Risikomanagement messbar zu machen und Gefahrenpotenziale zu erkennen sowie zu minimieren, hat die Gesellschaft für Risiko-Beratung mbH (GRB) ein Prüfverfahren entwickelt. Es soll Antwort auf die Frage geben, die in vielen Chefetagen von Krankenhäusern umgeht: „Wie steht es mit unserer Patientensicherheit, und wo liegen wir im Vergleich?“
Vom Bauchgefühl zu Fakten
„Der Impuls kam von den Krankenhausleitungen selbst“, erzählt GRB-Beraterin Marsha Fleischer. Das Unternehmen gehört zur Ecclesia Gruppe und entwickelt anhand einer Datenbank, in der mittlerweile über 190.000 anonymisierte Einzelschäden archiviert sind, gezielt Maßnahmen zur Vermeidung von Fehlern. „Darüber hinaus beruhen unsere Erkenntnisse auf jahrelanger Erfahrung sowie einem regelmäßigen Austausch mit Experten wie Medizinern, Juristen und Mitgliedern von Gesundheitsinitiativen“, so Fleischer. „Unser Ziel ist es, Unterstützung zu leisten, damit ein Höchstmaß an Patientensicherheit gewährleistet ist und auch unsichtbare Risiken rechtzeitig erkannt werden.“ Die Umsetzung der Präventionsmaßnahmen wird im Rahmen von Sicherheits- und Risiko-Analysen, also in intensiven Gesprächen mit Klinikpersonal und bei Begutachtungen in der Praxis, bewertet. Der sogenannte riskala.INDEX soll künftig das Bauchgefühl in objektiv mess- und vergleichbare Fakten verwandeln. „Wir möchten den Reifegrad des klinischen Risikomanagements bewertbar machen“, erklärt die GRB-Beraterin.
Die großen Drei
Das Evaluationsverfahren ist komplex. Allerdings spielen drei Größen bei der Berechnung des Sicherheitsindexes eine entscheidende Rolle. Erstens: die Anzahl der schadenfallbasierten Präventionsmaßnahmen, die abhängig vom zu untersuchenden Bereich zugrunde gelegt wird. Mögliche Präventionen sind etwa Checklisten und deren gewissenhafte Nutzung. Auch, dass Patienten Namenbänder tragen, wenn sie in den Operationssaal eingeschleust werden. Sind diese oder ähnliche Maßgaben nicht oder nur teilweise in der Praxis erfüllt, kann das zu unterschiedlich hohen potenziellen Risiken führen. Schließlich macht es einen Unterschied, ob man „nur“ zehn Minuten zu lange auf sein Röntgenbild warten muss oder ob bei einer Herz-OP plötzlich ein wichtiges Instrument fehlt. Zweitens: die Wirksamkeit der einzelnen Präventionsmaßnahmen. Sind sie besonders wirksam und darüber hinaus objektiv zu begutachten, erhalten sie einen höheren Stellenwert. Als dritter Punkt fließt in die Bewertung ein, wie gut die jeweilige Bestimmung in der Klinik umgesetzt wird. „Bei der ungenügenden Ausführung einer Maßnahme mit hohen Risikofaktor besteht umgehender Handlungsbedarf“, erklärt Marsha Fleischer. Bei einem niedrigen Faktor sei eine mittelfristige Verbesserung erwünscht.
Auf das Ergebnis kommt es an
Wie schon in der Vergangenheit werden zur Datenerhebung Sicherheits- und Risiko- Analysen in den Krankenhäusern durchgeführt. Diese Ergebnisse werden anschließend digital verarbeitet, gewichtet und zur Berechnung mit der Analyse- Datenbank der GRB abgeglichen. Jede Präventionsmaßnahme kann einen maximalen Indexwert von 100 Punkten erreichen. Ist sie nicht vollständig umgesetzt oder weist Verbesserungspotenzial auf, gibt es Punktabzüge. Das Gesamtergebnis bildet schließlich ein Durchschnittswert aller untersuchten Bereiche.
Vorreiter Facharztklinik Hamburg
Die Facharztklinik Hamburg hat die GRB als erstes Krankenhaus der Hansestadt mit der statistischen externen Überprüfung der Patientensicherheit beauftragt. „Wir hatten bis zu diesem Zeitpunkt durchaus positives Feedback zu unserem Risikomanagement in Form von schriftlichen Berichten erhalten, aber wollten genau wissen, was diese Einschätzungen bedeuteten“, erzählt Christian Ernst, kaufmännischer Geschäftsführer der Facharztklinik Hamburg. „Vor allem waren wir daran interessiert zu erfahren, welche Präventionsmaßnahmen greifen und bei welchen wir nachbessern müssen, um unsere Patienten optimal zu schützen.“ 2013 fand schließlich die erste Analyse zur Patientensicherheit in der Facharztklinik Hamburg statt. Getestet wurden die medizinischen Kernbereiche OP und die Anästhesie inklusive deren Schnittstellen zu den Belegärzten und Stationen. Auf dem Prüfstand befanden sich dabei zum Beispiel Präventionsmaßnahmen zur Identitätssicherung und Verwechslungsvermeidung, OP-Lagerung, Zählkontrolle, Prothetik und Implantate, Prämedikation, Arzneimitteltherapiesicherheit, Notfall-, Schmerz und Sturzmanagement, Dekubitus- und Wundmanagement, Patientendokumentation sowie Hygiene- und Transfusionsmanagement.
Exzellentes Sicherheitsniveau
„Bei einer ersten Untersuchung kommt es so gut wie nie vor, dass ein Krankenhaus annähernd die 100 Indexpunkte erreicht“, erklärt Marsha Fleischer von der GRB. „Die ersten Ergebnisse der Facharztklinik Hamburg im Jahr 2013 waren im Vergleich zu anderen mit 91 Gesamtpunkten jedoch wirklich sehr gut.“
2014 erfolgte eine erneute Überprüfung durch die GRB. Wieder wurde die Umsetzung derselben Präventionsmaßnahmen getestet, um einen Vergleich zum Vorjahr gewährleisten zu können. Das Ergebnis: Innerhalb eines Jahres waren die untersuchten Präventionsmaßnahmen derart verbessert worden, dass die Klinik einen Gesamtwert von 99 aus 100 Punkten erreichte.
Die GRB zeichnete das Krankenhaus nun nach Abschluss des Evaluierungspro- zesses folgerichtig mit dem Siegel „Exzellentes Sicherheitsniveau“ aus. „Das Ergebnis hat uns natürlich sehr gefreut und macht uns stolz, allerdings haben wir auch wirklich eine Menge getan“, so Christian Ernst. „Patientensicherheit hat seit jeher einen großen Stellenwert in unserer Klinik. Aber der Blick von außen und ein greifbares Zahlenwerk haben maßgeblich dazu beigetragen, dass sich unser Risikomanagement nun nahe am Optimum bewegt.“ Es ist einer der Gründe, warum Menschen regelmäßig selbst aus Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen anreisen, um sich in der Facharztklinik behandeln zu lassen. So kamen 2014 etwa 32 Prozent der Patienten von außerhalb Hamburgs. Diese Tatsache zeigt, dass ein guter Ruf nicht durch teure Werbeaktionen entsteht, sondern durch qualitativ erstklassiges Risikomanagement und zufriedene Patienten, die sich gut aufgehoben fühlen.
Die Facharztklinik Hamburg
Die Facharztklinik Hamburg ist die größte Belegklinik der Hansestadt und verfügt über 90 Betten sowie 80 Fach-, Kooperations- und angestellte Ärzte, die jährlich über 7.500 Eingriffe durchführen. Das Behandlungsspektrum wurde in den vergangenen Jahren insbesondere bei den minimalinvasiven Techniken ausgebaut. Neben der Anästhesie sind folgende Fachrichtungen vertreten: Augenheilkunde, Chirurgie, Hand- und Plastische Chirurgie, Orthopädie/ Unfallchirurgie, Gynäkologie, HNO-Heilkunde, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Wirbelsäulenchirurgie und Urologie.
Pressekontakt:
Eckhard Schönknecht
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